Zechenhaus

Jul 30, 2024 | Allgemein

Der Standort Zechenhaus

2004 schlossen sich anlässlich der Sendung „MDR Landpartie“ die in Hüttenrode Station machte, sieben ehemalige Bergleute mit dem Ziel zusammen, die Sachzeugnisse des Bergbaus in und um Hüttenrode zu erhalten. Heute, Mitte 2008, zählt der Bergverein 35 Mitglieder. Die Kameraden kamen nicht nur aus der Region. So fand auch über einige Jahre, selbst Bergbau-Interessierte und Unterstützer aus dem Norden Sachsen-Anhalts, der Altmark zu uns. Nach der großen Bergparade 2006 in Elbingerode erfuhr der Verein seinen bis dato größten Mitgliederzuwachs; 12 Personen traten bei.
Schnell stellte sich die Frage nach einer geeigneten Unterkunft. Denn neben der obligatorischen Unterbringung der Arbeitskleidung unserer Vereinsmitglieder wie Helm, Lampe, Stiefel, vertrauten uns viele ehemalige Kumpel ihre „geretteten“ Zeitzeugnisse an. Alte Uniformen, Geleuchte, Fotos konnten so zusammengetragen werden.
Nur wo hin mit der ganzen Arbeitskleidung und den Bergbauartefakten ?
Als erstes kam das alte Telefonhäuschen, gegenüber dem Friedhof in unser Blickfeld. Aufgrund langer und hinhaltender Aussagen des Eigentümers, suchte der Bergverein nach Alternativen. Diese sahen wir Ende 2006 im leerstehenden Bahnhofsgebäude von Hüttenrode. Das Haus war innen noch halbwegs akzeptabel, die Heizung hatte den letzten DDR Standard. Außerdem war das Gebäude unterkellert und bot viele Abstell- und Verwahrmöglichkeiten.
Die Fels-Werke als Eigentümer wurden angesprochen. Jedoch teilte man uns nach kurzer Zeit mit, dass das Gebäude im Frühjahr 2007 abgerissen würde und einer geplanten Holzverladerampe weichen müsse. Nun standen wir wieder bei 0!
Hilfe kam dennoch von den Fels-Werken die uns das ehemalige Stellwerk B1 am beschrankten Bahnübergang, unterhalb des Hüttenröder Bahnhofs, zur Nutzung anboten. Wir ließen uns nicht lange bitten und nahmen an. Durch Modernisierung und Zentralisierung von Stellwerks, Signal und Überwachungstechnik der Rübelandbahn endete nach über 100 Jahren, am 30.06.2007 der Einsatz von Personal in den Stellwerken, wie das B1 am Hüttenröder Bahnhof. Eine Woche später übernahmen die Bergleute die Regie im B1 und zukünftigen „Hüttenröder Zechenhaus“. Die Bestandsaufnahme zeigte, dass der Baukörper überwiegend dem Stand von 1965 entsprach. Das einzige was Anfang der 90ziger Modernisiert wurde war die Heizungsanlage in Teilen.
Da ein funktionsfähiger Versammlungsraum im Vordergrund stand, wurde dieser zuerst in Angriff genommen. Und welcher Raum eignete sich besser als der große Stellwerksraum im Obergeschoss. Auch die Aussicht von hier ist fantastisch. So kann fast das gesamte Braunesumpfer-Eisenerzrevier überschaut werden. Im Südwesten das Mühlenweg- und Sonnenberg-Lager, im Norden das Drahler-Lager, im Nordosten das Holzberg- und das Lodenbleek-Lager.
Bedingt durch die Modernisierung der Stellwerkstechnik und der damit geplanten Außerbetriebnahme des Stellwerks, wurden die letzten Jahre nur noch die notwendigsten Unterhaltungsmaßnahmen durchgeführt. An den Wänden Im Innenbereich war überall loser Putz zu finden, an den Fenstern blätterte die Farbe. Außerdem entsprachen die Sanitär- und Elektroinstallationen nicht mehr dem Stand der Technik.
Am 6.7.2007 begannen wir als erstes mit der Demontage der Hebelbank. Diese teilte den Raum in zwei Hälften und konnte dadurch nicht in dieser Form erhalten werden. In Abstimmung mit dem Förderverein Rübelandbahn wurde die Stellwerkstechnik geborgen und nach Rübeland transportiert. Nachdem dieses geschehen war, wurden die Durchlässe für die Seile trittsicher verschlossen.

Demontage der Hebelbank

Demontage der Hebelbank

Alte Elektro- Leitungen wurden fast vollständig entfernt und durch Unterputzkabel ersetzt. Die Küchennische wurde gefliest und mit einer neuen Singleküche ausgestattet. Abschließend wurde der Saal gemalert und der Fußboden mit Laminat belegt. Der Toilettenraum im Obergeschoss wurde komplett, einschließlich der Sanitär- und Elektroinstallation erneuert.

Steigerbüro: (1. OG)
Als Steigerbüro bezeichnet der Verein jenen Raum, der anderswo als Meister-Büro bezeichnet würde. Dieser Raum wird überwiegend durch den Vereinsvorstand als Büro- und Beratungsraum genutzt.

Kaue: (1. OG)
In dem als Kaue (Umkleideraum) bezeichneten Raum, befand sich zu Reichsbahnzeiten die Relaistechnik für die Signale auf dem Bahnhof Hüttenrode. Im Frühjahr 2008 wurden Kauen Haken montiert. Diese stehen den handwerklich Arbeitenden Vereinsmitgliedern für die Unterbringung ihrer Arbeitskleidung zur Verfügung. Auch dieser Raum wurde teilweise neu Verputzt und gestrichen. In der Kaue befinden sich auch Waschmöglichkeiten und eine Toilette für die Kumpel.

Relaistechnik in der heutigen Kaue

Relaistechnik in der heutigen Kaue

Treppenhaus: (westl. EG bis 2.OG)
Die Sanierung des Treppenhauses bereitete uns die meiste Arbeit. Wahrscheinlich aus optischen und praktischen Gründen wurde die Außenfassade rundum gefliest. Fliesenfassaden, gerade auf der Wetterseite eines Gebäudes haben den großen Nachteil, dass Fugen rissig werden und durch die Kapillarwirkung der Haarrisse Wasser in das Mauerwerk eindringt. Mit der Durchfeuchtung kam es zu Schimmelbildungen und Salpeterausblühungen im gesamten Treppenhaus. Als erstes erfolgte in Abstimmung mit der Denkmalbehörde das Anbringen eines Wetterschutzes in Form einer harztypischen Brettverschalung aus Lerchenbrettern. Dies zeigte schnell Wirkung, die Wand trocknete ab. Nach Entfernung des schadhaften Putzes wurde neuer Sanierputz im inneren aufgebracht werden.

Ausstellungsraum: (EG)
Um dem musealen Charakter dieses Hauses Rechnung zu tragen, wurde im Erdgeschoss ein Raum mit Vitrinen bestückt, der die gesammelten Ausstellungsstücke, Uniformen und Gesteine/Minerale präsentiert.
Dieser Raum wurde ebenfalls neu verputzt und gestrichen.

Lampenstube:(EG)
Direkt neben dem Ausstellungsraum befindet sich die heutige Lampenstube. Vorher war dies ein Abstellraum. Neben einer neuen Elektroverteilung wurde eine Ladebühne für die Batterie-Kopflampen eingebaut. Eine kleine Werkbank mit div. Werkzeug für die lfd. Wartungen der Kopflampen befindet sich ebenfalls im Raum.

Keller:
Das Gebäude ist unterkellert und bietet drei Räume im Zentralbereich. Zwei dieser Räume dienen als Abstellraum. Der dritte Raum bleibt der Gas-Heizung vorbehalten.

Werkstatt: (EG)
Auf der Westseite des Hauses befindet sich der separate Eingang unserer neu eingerichteten Schlosser-Werkstatt und Bergschmiede. Vor dem Umbau waren hier die Spannelemente und Umlenkrollen für die Seile von der Hebelbank zu den Weichen zu finden.

Lagerraum :(EG)
An der Ostseite des Gebäudes befindet sich der separate Eingang zum ehem. Batterieraum. Im Falle eines Strom-Netzausfalles, konnte die Anlage mit gespeicherter Energie aus Blei-Batterien versorgt werden. Diese in offener Bauweise aufgestellten Kästen, stellten durch die Schwefelsäure eine latente Gefahr dar. Bereits im September 2007 wurden die mit Säure kontaminierten Teile durch eine Spezialfirma aus Magdeburg entsorgt. Dieser Raum wird seit dem als separater Lagerraum genutzt.

Außenbereich:
Zum Zechenhaus gehören ein eingezäuntes Außengelände und ein separater Parkplatz. Auf dem Außengelände präsentieren wir einen restaurierten Bohrwagen und verschiedene Förderwagen. Im hinteren Bereich gibt es einen Grillplatz. Am Haupteingang zum Zechenhaus wurde ein Windfang in Form eines Deutschen Türstock-Verbaus aufgestellt.

 

Der festlich geschmückte Knappensaal zur Mettenschicht. Ein Fest für das Auge und Herz des Bergmanns

Auch das gehört zu einer Mettenschicht am Zechenhaus dazu. Ein wohlig wärmendes Feuer und ein zünftiges Steigermahl

Impressionen des Zechenhauses

Your content goes here. Edit or remove this text inline or in the module Content settings. You can also style every aspect of this content in the module Design settings and even apply custom CSS to this text in the module Advanced settings.

Weitere Blog-Beiträge

die dich interessieren könnten

 

Grube Braunesumpf- Vergessener Schatz im Harz

Grube Braunesumpf- Vergessener Schatz im Harz

Umfassendes Kompendium über das Bergrevier in Hüttenrode Von der Entstehung der Eisenerzlagerstätte über den 1000- jährigen Bergbau bis hin zu den wunderbaren Mineralien der Grube Braunesumpf wird dem Leser ein kompaktes, popularwissenschaftliches Werk in die Hand...

50 Jahre Betriebseinstellung der Grube Braunesumpf

50 Jahre Betriebseinstellung der Grube Braunesumpf

Nicht nur für den Verein bedeutsam auch für ehemalige Kumpel, deren Kinder und Enkel war dieser Tag ein Anlass das Areal des Montaneums zu besuchen. Um der Bedeutsamkeit dieses Ereignisses eine höheren Stellenwert zu verleihen, wurde viele Kumpel aber auch politische Entscheidungsträger eingeladen, die der Einladung auch gerne Folge leisteten.

Es wächst zusammen, was zusammen gehört!

Es wächst zusammen, was zusammen gehört!

Dass der Bergbau und das Köhlerwesen untrennbar mit einander verbunden sind, wird deutlich wer sich mit der Geschichte des Bergbaus im Harz auseinander setzt. Eisenerze wurden gewonnen und verhüttet. Und wie? Vor Koks und Steinkohle, die aus Schlesien und dem Ruhrgebiet mit der Eisenbahn in den Harz kam, wurden die Erze mittels Holzkohle in Rennöfen erschmolzen. Der Erzhunger wurde mit Holzkohle gestillt und so kamen die Fichtenmonokulturen in den Harz, die bis heute das Bild des Harzes zu einem großen Teil mit prägen.